Warum soviel Gesichter? Gesichtszüge sind faszinierend. Der jüdische Religionsphilosoph Emmanuel Levinas sprach vom Antlitz des anderen, in dem wir, wenn wir alle unsere Bilder weglassen, dem Anspruch und einer Spur Gottes begegnen, so jedenfalls habe ich seine schwierigen Sätze für mich herunter gebrochen. Davon sind meine unermüdlichen Versuche, ein Gesicht zu erfassen, natürlich weit entfernt, ja so ein Vorhaben steht vielleicht direkt im Widerspruch zu Levinas‘ großer These. Und es braucht noch viel Übung. Oft erkennt sich der Porträtierte nicht wieder, sieht sich entstellt und offen bleibt, wieviel vom Zeichner selbst, wieviel vom Dargestellten oder von weiteren Einflüssen im Ergebnis aufscheint. Jedenfalls ist es spannend, dem Zusammenspiel eines Antlitzes und seinem Ausdruck auf der Spur zu sein.